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Belohnung oder Bestechung

 

yorkieDie Praxis des Hundetrainings stützt sich in weiten Teilen auf positive Verstärkung, bei der Hunde für erwünschtes Verhalten durch angenehme Reize wie Futter, Spielzeug oder soziale Zuwendung bestärkt werden. Obwohl diese Methoden in der modernen Hundetrainingspraxis weit verbreitet sind, gibt es eine kritische Diskussion darüber, inwieweit die Verwendung von Futter als Verstärker im Training tatsächlich zu einer intrinsischen Motivation des Hundes führt oder ob sie vielmehr eine bestechende Wirkung hat, die den Hund auf extrinsische Belohnungen konditioniert.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Belohnung und Bestechung im Hundetraining?

 

Wissenschaftliche Grundlagen des Lernens im Hundetraining

Das moderne Hundetraining basiert vor allem auf den Prinzipien der operanten Konditionierung nach B.F. Skinner. Dabei wird ein Verhalten durch einen positiven oder negativen Reiz beeinflusst. Im Fall der positiven Verstärkung wird ein angenehmer Reiz (z. B. Futter oder Zuwendung) hinzugefügt, um das Auftreten eines bestimmten Verhaltens zu verstärken. Die Wissenschaft der operanten Konditionierung legt nahe, dass die Zeitlichkeit der Verstärkung entscheidend für den Lernprozess ist. Wenn der Verstärker unmittelbar nach dem Verhalten gegeben wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten wiederholt wird, deutlich höher (Skinner, 1938).

Ein wichtiger Aspekt der operanten Konditionierung ist die Unterscheidung zwischen der Verstärkung von Verhalten und der Bestechung von Verhalten. Diese Unterscheidung ist von zentraler Bedeutung, da sie den langfristigen Lernerfolg und die Stabilität des Verhaltens beeinflusst.

 

Was ist Belohnung?

Belohnung im Kontext des Hundetrainings bezieht sich auf die gezielte Verwendung eines Verstärkers, der nach dem gezeigten Verhalten eingesetzt wird, um dieses zu verstärken. Diese Art der Verstärkung ist ein grundlegendes Prinzip der operanten Konditionierung, bei der das gewünschte Verhalten nicht nur durch äußere Reize, sondern durch die intrinsische Motivation des Tieres gefördert wird, da der Verstärker eine natürliche Konsequenz für das Verhalten darstellt.

Wissenschaftlich fundierte Beobachtungen zur Belohnung und positiven Verstärkung zeigen, dass Hunde, die durch Belohnung trainiert werden, nicht nur lernen, dass ihr Verhalten positiv bewertet wird, sondern dass sich diese positiven Erfahrungen auf eine dauerhafte Verhaltensänderung auswirken. Dies stärkt nicht nur das spezifische Verhalten, sondern fördert auch eine Langfristige Lernbereitschaft (Chance, 2008).

Ein typisches Beispiel für Belohnung ist, wenn der Hund einen Trick oder ein Verhalten auf Aufforderung hin zeigt, und unmittelbar nach dem Verhalten eine Belohnung (z.B. ein Leckerli oder ein Spiel) folgt. In diesem Fall zeigt der Hund das Verhalten freiwillig und wird für die gezeigte Leistung bestärkt.

 

Was ist Bestechung?

Bestechung im Hundetraining beschreibt die Situation, in der ein Verstärker bereits vor dem Verhalten in Aussicht gestellt wird, um den Hund zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Der Trainer „bestecht“ den Hund, indem er ihn mit einem sichtbaren Verstärker lockt, um ein Verhalten zu erzwingen, das der Hund nur zeigt, weil er die Belohnung erwartet.

Die Wissenschaft hinter der Bestechung zeigt, dass Hunde, die regelmäßig mit sichtbaren Verstärkern wie Leckerli oder Spielzeug „geködert“ werden, lernen, dass sie ein Verhalten nur dann zeigen müssen, wenn der Verstärker präsent ist. In vielen Fällen führt dies zu einer Verzerrung des Lernprozesses, da der Hund das Verhalten nicht aus einer inneren Motivation heraus zeigt, sondern aufgrund der Aussicht auf die Belohnung. Langfristig kann dies zu einem Vermindern der Flexibilität des Verhaltens führen und die Generalisation des Verhaltens auf andere Situationen behindern (Deci & Ryan, 1985).

 

  • Belohnung ist ein Verstärker, der nach einem gewünschten Verhalten gegeben wird, um dieses Verhalten zu verstärken. Sie basiert auf positiver Bestätigung des gezeigten Verhaltens und fördert intrinsische Motivation.
  • Bestechung hingegen ist, wenn der Verstärker vor dem Verhalten angeboten wird, um den Hund zu einer Handlung zu bewegen. Es geht dabei mehr um das Erreichen eines Ziels durch äußere Anreize, statt um das Erlernen des Verhaltens selbst.

 

Die negativen Auswirkungen von Bestechung im Hundetraining

  1. Konditionierung auf den Verstärker:
    Der Hund lernt, dass sein Verhalten nur dann verstärkt wird, wenn ein sichtbarer Verstärker präsent ist. Dies führt zu einer Verhaltensabhängigkeit vom Verstärker, was bedeutet, dass der Hund nur noch unter bestimmten Bedingungen oder im Austausch für die Aussicht auf ein Leckerli handelt.
  2. Eingeschränkte intrinsische Motivation:
    Laut der Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 1985) verringert sich die intrinsische Motivation eines Individuums, wenn externe Belohnungen häufig verwendet werden. Übermäßige Nutzung von Leckerli im Training kann die Eigenmotivation des Hundes verringern und das Verhalten auf eine extrinsische Belohnung reduzieren. Dies führt zu einer schwächeren Bindung zwischen Hund und Trainer und beeinträchtigt die Entwicklung einer echten Zusammenarbeit.
  3. Verhaltensprobleme durch fehlende Verstärker:
    Wenn der Verstärker plötzlich nicht mehr verfügbar ist, kann dies zu Frustration und Verhaltensproblemen führen. Der Hund hat dann möglicherweise Schwierigkeiten, das gewünschte Verhalten ohne externe Anreize zu zeigen, was zu einer mangelnden Verhaltenskontrolle führen kann.

 

Warum sollte man den Hund nicht mit Leckerli „bestechen“?

These: Der Hund sollte nicht durch äußere Verstärker wie Leckerli bestätigt werden, da dies das Lernen zu einer rein extrinsischen Handlung macht und die Entwicklung einer tiefen intrinsischen Motivation behindert.

  1. Förderung von Kooperation statt Konditionierung:
    Ein Hund, der ein Verhalten nur aus dem Wunsch nach einer Belohnung zeigt, handelt nicht aus einer echten Kooperationsbereitschaft oder Vertrauen zum Trainer, sondern aus dem Wunsch, eine Belohnung zu erhalten. Dies kann zu einer Abhängigkeit von äußeren Anreizen führen und die Qualität der Kommunikation und Beziehung zwischen Hund und Trainer beeinträchtigen. Ein Hund sollte nicht nur für das Futter arbeiten, sondern auch für den Trainer und die Beziehung, die sie miteinander teilen.
  2. Entwicklung intrinsischer Motivation:
    Die langfristige Verhaltensstabilität und Kooperationsbereitschaft entstehen nur dann, wenn der Hund lernt, aus innerer Überzeugung und aus einer tiefen Verbundenheit zum Trainer zu handeln. Intrinsische Motivation entsteht durch positive Erfahrungen und das Vertrauen des Hundes in die Zuverlässigkeit und Fairness des Trainers. Hunde sollten lernen, dass das Zeigen von Verhalten zu positiven Ergebnissen führt, weil es eine gute Entscheidung für das Tier ist, nicht nur, weil sie dafür ein Leckerli erhalten.
  3. Verstärkungspläne, die auf Nachhaltigkeit abzielen:
    Ein variabler Verstärkungsplan kann helfen, den Hund allmählich von der Abhängigkeit von sichtbaren Belohnungen zu befreien. Hierbei wird das Leckerli nur in unregelmäßigen Abständen angeboten, wodurch der Hund weiterhin für das Verhalten arbeitet, jedoch nicht mehr ausschließlich für den Verstärker, sondern aus einer internen Belohnung wie dem Gefühl des Erfolges und der Kooperation. Dies führt zu einer stabileren Verhaltensweise, die nicht auf die Präsenz eines äußeren Verstärkers angewiesen ist.

 

Fazit und Empfehlungen

Die Unterscheidung zwischen Belohnung und Bestechung ist von zentraler Bedeutung für ein erfolgreiches und nachhaltiges Hundetraining. Während die Belohnung nach dem Verhalten das Lernen fördert und die intrinsische Motivation des Hundes unterstützt, führt die Bestechung dazu, dass das Verhalten des Hundes zunehmend von äußeren Anreizen abhängig wird. Hunde sollten lernen, dass ihr Verhalten nicht nur für das Futter, sondern auch für den Trainer und die Beziehung von Bedeutung ist. Ein Training, das den Hund nicht mit Leckerli „bestecht“, sondern seine intrinsische Motivation fördert, führt zu einer tieferen Zusammenarbeit und einer stabileren Verhaltensentwicklung.

 

Adresse

Hundeschule Ennstal
ÖRV Liezen
Döllacher Straße 57
8940 Liezen, Österreich

Beratung & Info

Montag - Freitag von 08:00 bis 18:00 Uhr
Tel.: +43 664 872 8911

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