
Hunde gehören zu den beliebtesten Haustieren weltweit. Ihre Gesundheit ist jedoch — wie beim Menschen — das Ergebnis vieler Faktoren: Genetik, Rassezugehörigkeit, Haltung, Ernährung, Bewegung und tierärztliche Vorsorge. Besonders die Vorsorgeuntersuchungen spielen eine entscheidende Rolle, denn viele Krankheiten entwickeln sich schleichend und bleiben lange unentdeckt. Frühzeitige Diagnostik verbessert die Prognose und kann Leben retten.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche rassespezifische Gesundheitsprobleme, die bei der Untersuchung und Vorsorge unter Umständen berücksichtigt werden müssen.
📋 Allgemeine Gesundheitsuntersuchung
Ziel:
Früherkennung von sichtbaren und unsichtbaren Gesundheitsproblemen, Beurteilung der allgemeinen körperlichen Verfassung, Beratung des Besitzers.
Untersuchungsinhalte:
- Anamnese:
Fütterung, Aktivität, Verhalten, Auffälligkeiten, Voruntersuchungen, Impfstatus - Allgemeiner Sicht-Check:
Augen (Bindehaut, Hornhaut, Pupillenreflexe), Ohren (Entzündungen, Parasiten), Maul (Schleimhäute, Zähne), Haut, Fell, Krallen - Palpation:
Lymphknoten, Bauchorgane, Gelenke, Muskulatur - Auskultation:
Herzfrequenz, Herzrhythmus, Herznebengeräusche, Lungengeräusche - Vitalparameter:
Gewicht, Körpertemperatur, Puls, Atmung - Bewegungsapparat:
Überprüfung von Lahmheiten, Bewegungseinschränkungen, Schmerzreaktionen
Empfehlung:
- 1x jährlich, ab 7 Jahren besser halbjährlich
📋 Impfungen
Grundsätzlich empfohlene Impfungen (StIKo Vet):
- Staupe
- Parvovirose
- Leptospirose
- Hepatitis contagiosa canis
- Tollwut
- Zwingerhusten (optional)
Impfintervall:
- Welpen: Grundimmunisierung ab der 8. Lebenswoche
- Auffrischung: je nach Impfstoff alle 1–3 Jahre
Rassespezifische Impfempfehlungen:
- Jagdhunde (Deutsch Drahthaar, Weimaraner): Zusätzlicher Impfschutz gegen Leptospirose und Tollwut bei Auslands- oder Waldaufenthalten
- Zwingerhunde (Husky, Malamute): Zwingerhusten-Impfung sinnvoll wegen Gruppenhaltung
📋 Parasitenkontrolle und Prophylaxe
Interne Parasiten (Würmer):
- Kotuntersuchung oder Entwurmung (mind. 1–4x/Jahr je nach Risiko)
- Welpen: alle 2 Wochen ab der 2. Lebenswoche bis zur 12. Woche, dann monatlich bis 6 Monate
Externe Parasiten:
- Flöhe, Zecken, Milben: Spot-On-Präparate, Halsbänder oder Tabletten
- Zeckenprophylaxe besonders wichtig bei:
- Jagd- und Arbeitshunden
- Hunden in FSME- oder Babesiose-Gebieten
Rassespezifische Anfälligkeiten:
- Langhaarige Rassen (Collie, Bobtail, Cocker Spaniel): Vermehrt Zecken und Flohbefall, intensivere Kontrolle nötig
- Bulldoggen und Möpse: Anfälligkeit für Ohrmilben durch enge Gehörgänge
📋 Blutuntersuchungen
Wann sinnvoll:
- Ab dem mittleren Alter (ab 6 Jahren) als jährliche Vorsorge
- Vor Operationen
- Bei unspezifischen Symptomen
Parameter:
- Blutbild (rote und weiße Blutkörperchen, Entzündungszeichen)
- Leber-, Nieren- und Schilddrüsenwerte
- Blutzucker
- Elektrolyte
Rassespezifisch häufige Probleme:
- Dobermann, Boxer: Neigung zu Herzmuskelerkrankungen → spezielle Herzkontrollen (Pro-BNP, Troponin)
- Dalmatiner: Veranlagung zu Harnsteinen → Harnsäurewerte überprüfen
- Labrador Retriever, Beagle: Hohe Neigung zu Übergewicht → Blutfette und Leberwerte regelmäßig kontrollieren
📋 Urin- und Kotuntersuchungen
Ziel:
Früherkennung von Harnwegsinfekten, Nierenproblemen, Parasitenbefall und Magen-Darm-Problemen
Untersuchungsinhalte:
- Urinstatus (Eiweiß, Glukose, pH, Blut, Kristalle)
- Kotuntersuchung auf Würmer, Giardien, Bakterien
Rassespezifische Hinweise:
- Dalmatiner: Prädisposition für Harnkristalle/Urolithiasis → regelmäßige Urinkontrollen
- Schäferhund, Malinois: Vermehrt chronische Durchfälle (oft durch Giardien oder IBD)
📋 Zahn- und Maulhygiene
Warum wichtig:
Zahnprobleme sind bei Hunden sehr häufig und beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Allgemeingesundheit.
Maßnahmen:
- Jährliche Kontrolle
- Professionelle Zahnsteinentfernung bei Bedarf
- Regelmäßiges Zähneputzen
- Zahnpflegeartikel
Rassespezifisch:
- Kleine Rassen (Yorkshire Terrier, Chihuahua, Malteser): Deutlich erhöhte Zahnsteinneigung
- Bulldoggen, Boxer: Häufige Zahnfehlstellungen → Zahnkontrollen besonders wichtig
📋 Kardiologische Untersuchungen
Ablauf:
- Herz- und Lungen-Abhören
- EKG
- ggf. Herzultraschall
Rassespezifische Herzprobleme:
- Cavalier King Charles Spaniel: Sehr hohe Rate an Mitralklappenendokardiose
- Dobermann: Dilatative Kardiomyopathie (DCM)
- Boxer: Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie
- Dackel: Mitralklappenerkrankungen
Empfehlung:
- Screening ab dem 5.–7. Lebensjahr bei diesen Rassen, oder bei klinischen Anzeichen wie Husten, Leistungsschwäche
📋 Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen
Einsatz:
- Orthopädische Diagnostik
- Organuntersuchungen
- Tumorsuche
- Trächtigkeitsuntersuchung
Rassespezifisch:
- Deutscher Schäferhund, Labrador, Golden Retriever: Prädisposition für Hüft- und Ellenbogendysplasie (HD/ED) → Röntgenkontrolle im Junghundealter
- Französische Bulldogge, Mops: Trachealkollaps oder Atemwegserkrankungen → Röntgen der Atemwege
- Riesenschnauzer, Bernhardiner: Magendrehung → Röntgen bei Verdacht, Vorsorgegespräche mit Haltern
📋 Altersvorsorge-Check (Senior-Check)
Ziel:
Frühzeitige Erkennung altersbedingter Erkrankungen
Inhalte:
- Körperliche Untersuchung
- Blut- und Urinuntersuchungen
- Blutdruckmessung
- Evtl. Röntgen, Ultraschall
- Zahnstatus
- Überprüfung von Seh- und Hörvermögen
Empfehlung:
- Ab dem 7. Lebensjahr bei großen Rassen
- Ab dem 9. Lebensjahr bei kleinen Rassen
Besonders sinnvoll bei:
- Bernhardiner, Deutsche Dogge, Rottweiler: Neigung zu Tumoren und Herzproblemen
- Collies, Shelties: Frühzeitige Erblindung (Collie Eye Anomaly)
📋 Fazit
Die systematische Gesundheits- und Vorsorgeuntersuchung ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer verantwortungsvollen Hundehaltung. Sie ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung von Krankheiten, sondern berücksichtigt auch individuelle, rassespezifische Risiken, die ohne spezielle Kontrolle leicht übersehen werden könnten. Eine enge Zusammenarbeit mit einem fachkundigen Tierarzt sowie ein individuell angepasstes Vorsorgekonzept verlängern nachweislich das Leben und die Lebensqualität unserer vierbeinigen Begleiter.