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Pheromone - Ein Wundermittel

Die "Stille Post" mit Duftstoffen - oder auch - wie man Hunden helfen kann, sich wohler zu fühlen oder Angst abzubauen...

 

Bereits seit vielen Jahren ist bekannt, dass Insekten ihre Sexualpartner über große Entfernungen mithilfe von speziellen Duftstoffen, so genannten Pheromonen, anlocken, die sie in die Luft abgeben. Dieses Erkennungssystem wirkt unvorstellbar stark. Die Erkennung eines einzelnen Duftstoffmoleküls reicht zum Erkennen des Partners aus. Dieses "chemische Telefon" ist streng artspezifisch, denn sonst könnten ja auch Fressfeinde "mithören" und angelockt werden.

 

Die Forschung hat nun festgestellt, dass auch bei Hunden solche heimlichen Signale in der unsichtbaren Kommunikation eine besondere Rolle spielen. 

 

Was meinen Sie, weswegen Hunde sich zur Erkennung stets unter dem Schwanz beschnüffeln und weswegen ihnen jeder Kothaufen eine aufschlussreiche Geschichte erzählt? Genau, hier wirken Duftstoffe aus den Analdrüsen und aus verschiedenen Hautdrüsen der Schwanzregion.

 

Auf den ersten Blick ist das nichts Besonderes, schließlich können wir Menschen ja auch manchen Artgenossen an seinen Gerüchen erkennen. Die Parfümindustrie macht Riesenumsätze mit Duftwässerchen, die natürliche Gerüche übertünchen, oder auch anlockend auf das andere Geschlecht wirken sollen...

 

PHEROMONE ...

...sind an die Außenwelt abgegebene Hormone für die chemische Kommunikation zwischen Individuen derselben Art.

...sind sehr spezifisch für die jeweilige Art und den Informationsgehalt und wirken schon in geringsten Konzentrationen.

...werden im Gegensatz zu anderen Geruchsstoffen unbewusst wahrgenommen und bewirken direkt das Entstehen von Emotionen und Stimmungen.


J.O. - spezielles Organ zum Riechen

Das Besondere an den Pheromonen ist, dass sie nicht nur über die Nase wahrgenommen werden, sondern dass es extra für sie ein spezielles Sinnenorgan gibt. Das Jakobson'sche Organ (J.O.) ist auf die Erkennung von Pheromonen spezialisiert. Es liegt hinter der Oberlippe und erkennt beim so genannten "Flehmen" (besonders ausgeprägt bei brünftigen Hirschen) die Pheromone in der Einatemluft. Das Besondere ist wiederum, dass diese Erkennung nicht über die Hirnrinde, also über das Bewusstsein, verarbeitet wird. Vielmehr besteht eine direkte nervliche Verbindung vom J.O. zum Unterbewusstsein in den unteren Hirnregionen im Stammhirn. Ein wahrgenommener Pheromonreiz löst dort direkt und unbewusst Stimmungen und Gefühle aus.

 

Das JAKOBSON'sche Organ (Organum vomero-nasale) ist ein kleiner Kanal zwischen Nase und Mundhöhle mit spezifischen Rezeptoren für Pheromone und direkter Nervenleitung zum limbischen System, der "Gefühlszentrale" im Gehirn. Im Laufe der Evolutionsgeschichte hat diese aufregende Art der Kommunikation für den Menschen ihre Bedeutung weitgehend verloren. Forscher wissen über die Fähigkeiten des menschlichen J.O. nicht genau Bescheid. Aber es ist ja sprichwörtlich, dass man jemanden "gut" oder "gar nicht riechen kann". Parfümhersteller versprechen seit Jahren, dass ihr Produkt mit synthetischen Pheromonen den Benutzer beim anderen Geschlecht unwiderstehlich machen soll...


Wohlfühl-Pheromon

In der Tiermedizin jedenfalls stehen einige dieser Pheromone, synthetisch hergestellt, als Arzneimittel zur Verfügung und werden von Tierärzten zunehmend eingesetzt.

Bei Katzen kann man mithilfe des "Wohlfühl-Pheromons" die Eingliederung in eine ungewohnte Umgebung (Tierheim, neue Wohnung, neue Möbel) erleichtern und sogar Verhaltensstörungen therapieren. So etwa das unerwünschte Harnmarkieren in der Wohnung. Fortschrittliche Tierärzte machen sich die beruhigende Wirkung von Pheromonen auf Katzen in der ungewohnten Situation im tierärztlichen Sprechzimmer zunutze. Auch der aufregende Transport im Katzenkorb fällt derart behandelten Katzen wesentlich leichter.

Da viele Krankheitszustände bei Katzen stressbedingt sind, lassen sich unter Pheromoneinsatz sogar Organkrankheiten günstig beeinflussen und vorbeugen.
Besonders bewährt hat sich die Anwendung von Pheromonpräparaten bei der Katzenhaltung in Tierheimen, Kliniken und Tierpensionen. Leider ist vielerorts diese wirksame Methode noch unbekannt oder die Anwendung unterbleibt aus Kostengründen.


Gegen Angst und Neurosen beim Hund

Bei Hunden hilft ein neu synthetisiertes Pheromon angstbedingte Störungen zu behandeln. Das natürlicherweise an der Mutterbrust abgesonderte Pheromon "DAP" (dog appeasing pheromone) lässt sich mithilfe eines Verdampfers im Wohnraum verteilen und hat sich zum Beispiel bei der Behandlung von Angstzuständen (Gewitterangst, Angst bei Alleinsein, Angstzustände bei Silvesterknallerei) bewährt. Auch neurotische Störungen wie Leck-Ekzeme, Unsauberkeit und übermäßiges Bellen sprechen oft gut auf eine pheromonunterstützte Behandlung an. Beruhigungspheromone gibt es als diverse Verdampferstecker, Zerstäuber, Spray, Halsbänder,...

 

Diese hochwirksamen Medikamente gehören in jedem Fall in die Hand des erfahrenen Tierarztes. Sie sind kein Allheilmittel für jegliches Problem, schon gar nicht bei falschen Haltungsbedingungen. Eine sorgfältige Analyse des jeweiligen Verhaltensproblems muss jedem therapeutischen Einsatz vorausgehen.


Autor und Copyright: Dr. med. vet. Stefan Gabriel, Tierarzt

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